Der Gänsegeier

Am Abgrund, wo der Fluß in den unterirdischen Mäandern verschwindet, hat sich eine Vogelkolonie auf den Felsen im Schatten der hohen Kiefern, etabliert. Diese geräuschvollen und zerstreuten Vögel sind mit einer Karkasse beschäftigt, sie zanken sich. Einer von ihnen schlägt kräftig mit den Flügeln und vertreibt für wenige Momente seine Artgenossen, um alleine das Gastmahl zu genießen! Was für ein Schelm! Mit seinem langgestreckten Hals, krummen Schnabel, seinen Flügeln großer Spannweite ist der Gänsegeier ein erstaunliches Tier, ein Naturphänomen. 

Der Gänsegeier ist ein Aasfresser: er ernährt sich ausschließlich von toten Tieren. Seine Griff-ungeeignete Füße erlauben ihm nicht, eine lebende Beute anzugreifen. Sein kräftiger und krummer Schnabel dagegen ermöglicht ihm die widerstandsfähigen Gewebe der Kadaver zu reißen. Sein langgestreckter Hals kann problemlos die inneren Organe und das Fleisch erreichen. Der Gänsegeier hat eine wichtige Aufgabe im Ökosystem. Er sorgt dafür, dass sich Krankheiten, die an Leichenfäulnis gebunden sind, nicht verbreiten. Leider führt dieses Verhalten auch zu Vergiftungen durch Blei (wegen der Jagd) oder durch Medikamentenrückstände (Zuchttierhaltung), welche sich in den Kadavern befinden.

Da er nicht imstande ist, über einen langen Zeitraum mit seinen Flügeln zu schlagen, profitiert er von den aufsteigenden Luftbewegungen um zu schweben. Wenn er eine potentielle Mahlzeit erkennt, nimmt er sich Zeit und kreist darüber, um sicherzustellen, dass das Tier tatsächlich tot ist. Dann kann er gefahrlos landen. 

Große Flügelspannweite

Sozialleben

Gänsegeier lieben die Gemeinschaft und leben in Kolonien von mehreren Dutzend oder sogar mehreren Hundert Individuen. Ausgewachsene Gänsegeier sind überwiegend Standvögel, während Jungvögel und immature Vögel  im Herbst nach Afrika ziehen.

Die Paare bilden sich fürs Leben. Die Paarung findet ab Ende November statt. Das Gelege besteht nur aus einem Ei, welches zwischen Ende Dezember und Anfang März gelegt wird. Beide Partner brüten, die Brutzeit dauert ungefähr 50 Tage.

Hätten Sie das gewusst?

Der Gänsegeier nistet zwischen Felsgesteinslagen mit ihren Vorsprüngen und steilen Klippen.

Er vertilgt das zerfetzte Fleisch der Kadaver, sowohl von Wild- wie auch von Haustieren. Er lässt nur die Knochen hinter sich.

Es ist manchmal möglich in Belgien Gänsegeier beobachten zu können. Es handelt sich meistens um junge Individuen, die lange Strecken überfliegen, bevor sie sich in Frankreich niederlassen.

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