Es war einmal die Tropfsteinhöhle...

Die Tropfsteinhöhle von Han ist seit Anbeginn der Zeit bekannt. Archäologen haben im Flussbett der Lesse verschiedene Gegenstände entdeckt, die 10.500 Jahre alt sind und wahrscheinlich als Opfergaben ins Wasser geworfen wurden. Der „Trou de Han”, aus dem die Lesse aus der Höhle fließt, war laut Historikern eine Kultstatt und ein Wallfahrtsort. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen andere Arten von Pilgern in die Tropfsteinhöhle von Han: es war die Geburtsstunde des Tourismus…

Anfang des 19. Jahrhunderts

Zu dieser Zeit ist die Tropfsteinhöhle von Han bekannt, aber nur wenige betreten sie: nur einige Wissenschaftler, von denen wir topographische Karten und detaillierte Beschreibungen haben, und ein paar mutige Dorfbewohner, die sich bei Kerzenlicht dorthin wagen. Unter diesen wenigen Abenteurern verbringt der in der Region lebende und naturverbundene Baron Edouard de Spandl regelmäßig seine Freizeit in der Höhle.

Zugang für die Öffentlichkeit

Die Faszination von Edouard de Spandl ist so groß, dass er beschloss, die Domäne zu kaufen, um „diese Wunder mit der ganzen Welt zu teilen“. Der Kaufvertrag wurde 1856 unterzeichnet. Es war ein richtiger Akt der Leidenschaft.

Um die Tropfsteinhöhle möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, begann er unverzüglich mit wesentlichen Verbesserungen, und gründet damit das erste Tourismusunternehmen in Belgien und eines der ersten der Welt!

Eine begehbare Höhle

Der erste Besucherführer (aus dem Jahr 1859) sagt dies über die vorgenommenen Verbesserungen:

„Der Tourist, der die Höhle seit einigen Jahren nicht mehr besucht hat, wird über die Verbesserungen für die Zugänglichkeit des Besuches, die Aufschüttungen, den Aushub, die Treppen, die über den See geworfenen Brücken, das Bohren von Galerien, das neue Beleuchtungssystem usw. erstaunt sein. Alle diese Werke werden unbemerkt bleiben, weil der Eigentümer all seine Sorgfalt darauf verwendet hat, die Kunst dieser Werke verschwinden zu lassen, um die rohe, wilde und in gewisser Weise unmögliche Natur dieser unterirdischen Monumente nicht zu stören.”

Touristen strömen…

Edouard de Spandl hat sein ganzes Leben lang die Zugänglichkeit der Tropfsteinhöhle weiter verbessert, neue Räume entdeckt und eine ganze Organisation eingerichtet, um Touristen willkommen zu heißen und zu führen. Und Touristen, darunter viele Prominente, fehlen nicht! 1862 hielt sich Victor Hugo in Han auf. 1869 kommt die Schriftstellerin Georges Sand an die Reihe. Sie hinterlässt dort ein Zeugnis, das heute in einen Stein am Ausgang der Höhle eingraviert ist:

„Die Tropfsteinhöhlen von Han… ein harter dreistündiger Lauf durch das Herz des Berges, entlang der Abgründe der unterirdischen Lesse, ein kleiner Wildbach, der mitten in der Dunkelheit schläft oder braust... Es endet mit einem unterirdischen See, wo Sie sich einschiffen, um auf magische Weise das Licht wieder zu sehen.”

Weltausstellung

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Tropfsteinhöhle von Han in Touristenführern als eine Must-See-Attraktion genannt. Prächtige Großplakate, die in Zusammenarbeit mit den Belgischen Eisenbahnen hergestellt und in Bahnhöfen in Belgien und Europa ausgestellt wurden, laden die Gäste zum Besuch der Höhle ein.

Auf der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1897 war die Gesellschaft Grottes de Han präsent und stellte hochwertige unterirdische Fotografien aus (eine Weltneuheit).

All diese Bemühungen zahlen sich aus. In der Zeit zwischen zwei Kriegen verzeichnete die Tropfsteinhöhle durchschnittlich 80.000 Besucher pro Jahr, was für die damalige Zeit enorm ist.

Einige Höhepunkte

Die Geschichte der touristischen Nutzung der Höhle ist mit entscheidenden Momenten übersät, als die Domäne ein Pionier in Bezug auf Technologie und Innovation war:

1897: Die Tropfsteinhöhle ist eine der ersten der Welt, die mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet ist.

1904: In Zusammenarbeit mit der Société Nationale des Chemins de Fer Vicinaux wird eine Dampfeisenbahnlinie gebaut, die Rochefort mit Han-sur-Lesse verbindet. Die Bahn wird die Besucher bis zum Gipfel des Massivs de Boine fahren, von wo sie zum Eingang der Höhle zu Fuß ausgehen.

1963: Nach der Entdeckung einer neuen Strecke zwischen dem Vigneron-Saal und den Mysterieuses wird der Besucherweg geändert und verbessert.

1970: Der Tierpark wird geschaffen. Dieser umfasst das Massiv de Boine und die Chavée, das verlassene Tal der Lesse. Mehr erfahren

2013: Beginn der Installation von LED-Beleuchtung. 2018 ist die Tropfsteinhöhle von Han eine der ersten weltweit komplett mit LED-Beleuchtung ausgestatteten Höhle. Sie wird dadurch erheblich verschönert.

2018: Die neue immersive Ton- und Lichtshow Origin von Luc Petit, ein bekannter belgischer Event-Designer, entsteht im Waffensaal, mit modernsten Video-Mapping-Techniken und Lasereffekten. Es ist wahrscheinlich die „großartigste unterirdische Show der Welt“.

section.option.background.data.alt

Pfeiler des wallonischen Tourismus

Seit ihrer Eröffnung für die Öffentlichkeit im Jahr 1858 hat die Höhle mehr als 24 Millionen Besucher begrüßt und empfängt heute mehr als 300.000 pro Jahr.

2018 wird die Region Famenne-Ardenne, die von einem dünnen Kalksteinband namens „Calestienne“ durchzogen ist, in dessen Zentrum die Tropfsteinhöhle von Han liegt, als erster UNESCO Global Geopark Belgiens anerkannt.

2019 wurde die Tropfsteinhöhle von Han als Touristische Lieblings-Sehenswürdigkeit der Wallonen gewählt.

Wissenschaftlicher Ort

Neben ihrer Touristenattraktion ist die Tropfsteinhöhle von Han ein lebendiges wissenschaftliches Labor, in dem Geologen, Hydrogeologen, Paläoklimatologen, Biologen, Archäologen und Höhlenforscher von verschiedenen belgischen und ausländischen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeiten. Alle sind bewegt von der Faszination dieser unterirdischen Welt, die uns noch so viele Geheimnisse zu offenbaren hat.

Sind Sie bereit für eine Reise zu den Ursprüngen der Welt?